Remis könnte beiden helfen – Ketsch und Plankstadt mit starkem 22:22

Mit 22:22 (15:11) trennten sich die Landesligisten TSG Ketsch und TSG Eintracht Plankstadt in einer sehr ansprechenden Handball-Partie. In verschiedenen Phasen der Begegnung wirkte jeweils eine Seite fast schon als Sieger, letztlich dürfte der dann etwas überraschende Ausgang im Schlussspurt als der Kräfteverteilung und Spielanteile entsprechend angemessen angesehen werden. Es war eine Punkteteilung, die beiden weiter helfen sollte – Plankstadt auf dem Weg zum möglichen Titel und Ketsch im Bestreben um den Klassenerhalt.

In Ketsch wurde aufstellungstechnisch mal wieder tief in die Trickkiste gegriffen, genauergesagt ins Passarchiv und mit Boris Meiser ein Ass aus dem Ärmel hervorgezaubert. Der aktuelle Übungsleiter des Badenligisten TSV Rot stellte sich seinem Nachfolger Matthias Polifka, der schon seit einigen Partien als Ketscher Spielertrainer auftritt, uneingeschränkt zur Verfügung und stach gleich mit einem Treffer und einer Aktion, die mit Siebenmeter geahndet wurde (2:2).

In dem noch verhaltenen wirkenden Auftakt wehrten sich beide jeweils Abwehrreihen lange, aber sowohl die offen interpretierte 6:0-Formation der Hausherren wie die 3:2:1-Deckung der Gäste kassierte dann meist kurz vor oder im „Zeitspiel“ den gegnerischen Treffer (4:5). Daraus entwickelte sich allmählich ein Übergewicht der Ketscher, welches besonders ihrem Torwart Benjamin Gärtner mit zu verdanken ist. Was er hinten mehr parierte, lochten seine Vorderleute vorne zusätzlich bei Plankstadts Sebastian Kaiser ein.

Es hatte den Eindruck, als ob der Gastgeber den Erfolg mehr wollte. Er wusste, was die Stunde geschlagen hatte, präsentierte sich hellwach, engagiert, wie im Vorfeld gefordert. Er legte zunächst mehr Leidenschaft an den Tag, während die Besucher – die zumindest akustisch den Heimvorteil für sich verbuchen durften – versuchten, diszipliniert ihren Stiefel runter zuspielen.

Fast 20 torlose Minuten

Es sah aber nicht danach aus, als ob dies zum Erfolgsmodell für den Favoriten gereichen würde. Den direkt nach dem Seitenwechsel versetzten die „Moskitos“ den „Wölfen“ die nächsten beiden Stiche. Timm Kemptner und Polifka per Konter trafen zum 17:11. Beide Seite sollten noch je einmal nachlegen (18:12/35.), dann wendete sich das Blatt auf fast dramatische Weise. Die Gästedeckung – nun leicht umgestellt – arbeitete mehr zum Gefallen ihres Trainers und Kaiser steigerte sich im Vergleich zu seinem Gegenüber Gärtner. Und außerdem nagelten die Ketscher Ballwerfer etliche Male die Harzkugel zu unkonzentriert ins Hintertornetz, wirkten im Angriff richtig zerfahren, während die Plankstädter Offensive zielgerichteter agierte.

Die TSG Eintracht – nun klar mit Oberwasser, steigerte sich jedoch nicht in einen Rausch, sondern arebitete konzentriert und ruhig weiter – zog vorbei (18:20), aber dann wurde der fast 20-minütig andauernde Bann von Polifka durchbrochen. Sein 19:20 (54.) von Linksaußen war die Initialzündung zu einer packenden Schlussvorstellung. Kemptner und Meiser sorgten für die erneute eigene Führung (55.). Dann leisteten sich beide Seiten einige Leichtsinnsfehler und verpassten die möglich Vorentscheidung. Die Plankstadter Flügelzange der beiden Björns Skade und Koffeman legte zum 21:22 in der letzen Minute vor, bevor fast auf den allerletzten Drücker drei Sekunden vor Ultimo der Ausgleich fiel.

Hektisch stürmte die TSG Eintracht noch einmal vor, Bastian Konietzny rannte dabei Simon Jödicke über den Haufen. Es folgte eine Rudelbildung mit kleiner Aussprache, dabei war die offizielle Spielzeit schon längst verstrichen. Aber das hatte in diesem Hexenkessel keiner mitbekommen.

Stimmen
Matthias Polifka, Spielertrainer TSG Ketsch
: In der ersten Halbzeit waren wir spielerisch klar besser. Aber dann hat allmählich die Kraft nach gelassen, weil wir viel leisten mussten. Außerdem haben wir in der zweiten Hälfte ein paar Freie liegen lassen. Dennoch haben wir uns wieder dran gekämpft. Es ist für uns auf jeden Fall ein gewonnener Punkt, auch wenn mehr möglich gewesen wäre.

Niels Eichhorn, Coach TSG Eintracht Plankstadt: Zieht man die vollen 60 Minuten zur Beurteilung heran, war es ein leistungsgerechtes Remis. In der ersten Halbzeit waren wir nicht ganz auf der Höhe und Ketsch hat das gut genutzt. Dann wurde das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Vorher war mir die Abwehr zu passiv. Ärgerlich war’s, dass wir rund fünf Sekunden vor Schluss den Ausgleich kassieren, aber Ketsch hat es sich verdient.

Schiedsrichter: Ralf Sabitzer / Bertram Pauli (Friedrichsfeld/Hemsbach).
Siebenmeter: 2/2:2:1
Zeitstrafen: 8:10 Minuten.
Spielfolge: 4:5, 8:5, 11:8, 14:9, 15:11 (HZ), 17:11, 18:12, 18:20, 21:20, 21:22, 22:22.

Mit Genehmigung der SZ, Reporter M. Junker